Menschen die Möglichkeit zum Duschen zu geben, ist eine Hauptziel unserer Projektarbeit. Als das Aufnahmelager Mavrovouni eröffnet wurde, gab es für die Bewohner keine Möglichkeit, sich zu waschen, geschweige denn zu duschen. Um diesen dringenden Bedarf zu decken, haben wir in Zusammenarbeit mit IOM und dem Roten Kreuz eine kurzfristige Lösung gefunden.
Diese temporäre Lösung kam in Form von “Eimerduschen”. Das Konzept ist so simpel wie nur vorstellbar: Plastikkabinen mit einem Abwasseranschluss, in die Bewohner einen Eimer Wasser mitnehmen können und sich dort, in einem privaten und sauberen Bereich, umziehen und waschen können. Bei unserer ersten Intervention konnten wir nur Kaltwasser zur Verfügung stellen, was in der ersten Zeit besser war als gar keine Waschmöglichkeit. Uns war jedoch vollkommen bewusst, dass dies nicht ausreichend ist. Die “Eimerduschen” wurden am meisten genutzt, wenn die Bewohner Zugang zu Strom hatten, so dass sie warmes Wasser aus ihren Zelten mitbringen konnten.
Da wir wissen, dass das Wetter auf Lesvos dazu neigt, sich von einem sonnigen und milden Herbst über Nacht in einen strengen, windigen Winter zu verwandeln, hielten wir es für wichtig, Zeit in andere, bessere Lösungen zu investieren. Glücklicherweise erhielten wir Anfang November 2020 die Genehmigung, die Installation von Warmwasser-Duschcontainern durchzuführen.
In enger Zusammenarbeit mit unserem Projektpartner Movement on the Ground führten wir die notwendingen Erdarbeiten durch. Gleichzeitig renovierten wir drei Duschcontainer, die nach dem Brand in Moria aus dem “Olivegrove” geborgen werden konnten. Gemeinsam mit einer lokalen Firma entwickelten wir Warmwassersystem, das weitesgehend ohne Strom und einen kommunalen Wasseranschluss betrieben werden kann. Das Heizsystem wird mit Holzpellets befeuert und täglich werden 6 Frischwassertanks von einem Tankwagen befüllt und 5 Grauwassertanks entleert. Der Wasserverbrauch beläuft sich bei voller Auslastung auf 60.000 Liter pro Tag.
Das Volontärteam von Movement on the Ground betreibt den Duschbereich, in dem 24 Kabinen für Männer und 12 für Frauen zur Verfügung stehen. Die vollautomatische Steuerung ermöglicht es, dass das Warmwassersystem ohne Zutun der Watershed-Techniker funktioniert, aber wir stehen jederzeit für Wartungsarbeiten, Fehlersuche und andere technische Unterstützung bereit.
In der Zwischenzeit arbeitete das Deutsche Rote Kreuz (DRK) daran, zusätzliche, größere Eimer-Duschbereiche im Lager zu bauen und mit heißem Wasser zu versorgen. Diese Duschbereiche werden von einem großen Team Community-Volontäre betrieben, welches vom DRK aufgebaut wurde. Im März 2021 endete die Hilfsmission des DRK auf Lesbos und seitdem haben wir die Leitung der Warmwasser-Eimerduschen übernommen. Jetzt haben wir ein engagiertes Team von rund 90 Volontären und 6 Betreuern, die alle im Lager wohnen und sich gemeinsam um die fünf Duschbereiche in Mavrovouni kümmern. Die Teams sind während der Öffnungszeiten der Duschen anwesend, um sicherzustellen, dass der Bereich sauber bleibt und dass jeder Nutzer alles hat, was er zum Duschen braucht. Damit diese temporäre Lösung eine würdevolle Erfahrung ist.