Das Aufnahmelager Mavrovouni RIC befindet sich auf einer Halbinsel nördlich des alten Lagers Kara Tepe. Das Gebiet war früher eine grasbewachsene, offene Fläche, die für militärische Zwecke genutzt wurde. Da es von höher gelegenem Gelände umgeben ist, hat uns die Frage der Regenwasserableitung von Anfang an beschäftigt.
Nachdem wir die ersten Regenfälle im Herbst 2020 erlebten, stellten wir fest, dass ein Sturzbach aus den umliegenden Straßen und Industriegebieten ins das Camps floss und dabei eine große Anzahl an Zelten flutete. Deshalb installierten wir in dem betroffenen Gebiet des Camps Sandsack-Darrieren um das Regenwasser am Rande des Geländes abzuleiten und die Bewohner zu schützen. Als der nächste Sturm ein paar Tage später aufzog, erwies die Intervention als effektiv. Gleichzeitig konnten wir weitere Teile des Geländes während des Regens untersuchen, um den natürlichen Wasserablauf besser zu verstehen und herauszufinden, wie wir ihn verändern können, um so viele Zelte wie möglich vor Überschwemmungen zu schützen.
In der darauffolgenden Woche war ein extrem starker Sturm vorhergesagt, deswegen arbeiteten wir mit Freiwilligen von Movement on the Ground, Refugee 4 Refugees und Because We Carry zusammen, um mit der Installation von Sandsack-Barrieren fortzusetzen. Insgesamt füllten wir 4.800 Säcke mit mehr als 125 Tonnen Sand und verteilten sie im Camp. Außerdem arbeiteten wir mit einem örtlichen Dienstleister zusammen um Entwässerungsgräben auszuheben und Drainagen zu installieren, um so viel Regenwasser wie möglich ins Meer abzuleiten. Darüber hinaus installierten wir eine Fußgängerbrücke über den Hauptentwässerungsgraben und arbeiteten mit dem Schweizerischen Korps für humanitäre Hilfe (SKH) zusammen, um eine Brücke für Fahrzeuge zu bauen.
Ein weiterer Teil unserer Nothilfe bei Unwettern war das Ausheben von Sickergruben für sechs Entwässerungspumpen (fünf davon wurden uns freundlicherweise vom Deutschen Roten Kreuz gespendet), um bei jedem Regen das Wasser aus den am stärksten betroffenen Gebieten abzupumpen. Wir schulten die Bewohnerinnen und Bewohner in den umligenenden Zelten in der Bedienung der Pumpen und statteten sie mit vollständiger Regenschutzkleidung aus. Bei jedem einzelnen Unwetter während des Winters hatten wir ein Team auf Abruf um sicherzustellen, dass die Betreiber der Pumpen mit dem Betrieb zurechtkamen, um die Pumpen zu betanken und jene im Außenbereich des Lagers zu selbst zu bedienen.
Über den Winter verteilt bauten wir weitere 280 Meter Entwässerungskanäle in allen Bereichen des Lagers und erweiterten, verstärkten und warteten ständig das zuvor entwickelte Entwässerungsnetz aus Sandsäcken und Entwässerungsgräben. Dieses Netz sammelte das Wasser aus kleinen Gräben, die von den Bewohnern ausgehoben wurden, und leitete es sicher in die ausgewiesenen Überschwemmungsgebiete und schließlich ins Meer ab. Da die von der Regierung beauftragten Bauunternehmen die Entwässerungsarbeiten im Lager Mavrovouni vorantreiben, hoffen wir, dass diese Art von Notfallmaßnahmen bei den ersten Regenfällen im kommenden Herbst nicht mehr erforderlich sein werden.